Kapitel 27
Überschlägige Schraubendimensionierung nach VDI 2230 Blatt 1 (2003-02)

    27.1   Axialkraft
    27.2   Querkraft
    27.3   Festigkeitsklasse
    27.4   Krafteinwirkung
    27.5   Anziehverfahren
    27.6   Vorspannkraft
    27.7   Weitere Möglichkeiten

Eine Schraubverbindung ist eine lösbare Verbindung von zwei oder mehreren Teilen durch eine oder mehrere Schrauben. Sie soll Kräfte sowie Momente zwischen den verbundenen Teilen bei eindeutiger Lagezuordnung übertragen. Zur schnellen und einfachen Ermittlung eines Mindestschraubendurchmessers wird die Grobdimensionierung der VDI 2230 genutzt. Die Festlegungen in der VDI 2230 gelten für Stahlschrauben in hochbeanspruchten und hochfesten Schraubverbindungen (für Festigkeitsklassen 8.8 bis 12.9) und einer kraftschlüssigen Übertragung der Betriebsbelastung. Diese besteht in der Regel aus einer statischen oder dynamischen Axialkraft. Darüber hinaus können Biegemomente und Querkräfte auftreten.

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Abbildung 27.1: Schraubendimensionierung

Unter der Vorgabe der maximale Axialkraft und/oder Querkraft lassen sich die minimale und maximale Vorspannkraft sowie der Mindestschraubendurchmesser abschätzen. Bei der Dimensionierung nach der Querkraft wird zusätzlich der Reibfaktor in der Trennfuge berücksichtigt.

27.1 Axialkraft

Die Axialkraft \(F_{A}\) ist eine in Schraubenachse gerichtete und anteilig auf eine Schraube wirkende Betriebskraft.

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Abbildung 27.2: Axialkraft

27.2 Querkraft

Die Querkraft \(F_{Q}\) ist eine senkrecht zur Schraubenachse gerichtete Betriebskraft.

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Abbildung 27.3: Querkraft

Im Maschinenbau werden Schraubverbindungen so ausgelegt, dass die Querkräfte durch Haftreibung in den Trennfugen einer vorgespannten Verbindung übertragen werden. Es ist jedoch auch möglich, dass die Verbindungselemente selbst (Passschraube, Stifte, Hülsen) Querkräfte formschlüssig übertragen. Bei der Dimensionierung nach der Querkraft wird zusätzlich der Reibfaktor in der Trennfuge berücksichtigt. Klicken Sie auf den Fragezeichen-Button neben dem Eingabefeld für den Reibbeiwert, dann öffnet sich die folgende Tabelle mit Anhaltswerten für die Haftreibungszahlen:

Näherungswerte für die Wahl der Haftreibungszahlen in der Trennfuge nach VDI 22301
Stoffpaarung
Haftreibungszahlen im Zustand


trocken geschmiert
Stahl - Stahl/Stahlguss 0,1 bis 0,23 0,07 bis 0,12
Stahl - GG 0,12 bis 0,24 0,06 bis 0,1
GG - GG 0,15 bis 0,3 0,2
Bronze - Stahl 0,12 bis 0,28 0,18
GG - Bronze 0,28 0,15 bis 0,2
Stahl - Kupferlegierung 0,07 -
Stahl - Aluminiumlegierung 0,1 bis 0,28 0,05 bis 0,18
Aluminium - Aluminium 0,21 -
1 Tabelle aus: VDI 2230, Blatt 1, Februar 2003: Systematische Berechnung hochbeanspruchter Schraubenverbindungen Zylindrische Einschraubenverbindungen, Tabelle A6, Näherungswerte für Haftreibungszahlen, S. 113

27.3 Festigkeitsklasse

Die Berechnung kann mit den drei gebräuchlichsten Schraubenfestigkeitsklassen 8.8, 10.9 und 12.9 durchgeführt werden. Die Festigkeitsklassen geben Informationen zu den Eigenschaften einer Schraube, wie Härte, Zugfestigkeit \(R_{m}\) und Streckgrenze \(R_{e}\). In der Industrie kommt sehr häufig die Klasse 8.8 zur Verwendung. 10.9 und 12.9 werden vor allem für berechnete und definiert vorgespannte Schraubverbindungen verwendet.

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Abbildung 27.4: Festigkeitsklasse

27.4 Krafteinwirkung

Für die Krafteinwirkung bzw. Krafteinleitung stehen folgende Auswahlmöglichkeiten zur Verfügung:

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Abbildung 27.5: Krafteinwirkung

Klicken Sie auf den Fragezeichen-Button links neben der Listbox, erhalten Sie eine Abbildung der einzelnen Krafteinwirkungen.

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Abbildung 27.6: Fragezeichen-Button

Statische oder dynamische Querkraft

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Abbildung 27.7: Statische oder dynamische Axialkraft
Statische und zentrische Axialkraft

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Abbildung 27.8: Statische und zentrische Axialkraft
Dynamische und zentrische Axialkraft

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Abbildung 27.9: Dynamische und zentrische Axialkraft
Statische und exzentrische Axialkraft

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Abbildung 27.10: Statische und exzentrische Axialkraft

Dynamische und exzentrische Axialkraft

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Abbildung 27.11: Dynamische und exzentrische Axialkraft

27.5 Anziehverfahren

Das Anziehverfahren beeinflusst die erforderlichen Abmessungen der Schraube und sollte sorgfältig ausgewählt werden. Aus der Listbox lassen sich die folgenden Verfahren auswählen:

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Abbildung 27.12: Anziehverfahren

27.6 Vorspannkraft

Die Vorspannkraft \(F_{M}\) wird bei der Montage der Verbindung erzeugt. Diese Vorspannkraft erzeugt in der Trennfuge eine Klemmkraft \(F_{K}\). \(F_{Mmin}\) ist die erforderliche Mindest-Montage-Vorspannkraft, die bei \(F_{Mmax}\) infolge von Ungenauigkeiten des Anziehverfahrens und maximaler Reibung auftreten kann. \(F_{Mmax}\) ist die maximale Vorspannkraft, für die eine Schraube ausgelegt werden muss, damit trotz Ungenauigkeiten des Anziehverfahrens die erforderlich Klemmkraft in der Verbindung erzeugt wird und auch erhalten bleibt.

27.7 Weitere Möglichkeiten

Klicken Sie auf den Link „Weitere Berechnungsmodule...“ und Sie gelangen zu unserer Webseite. Hier finden Sie die kostenfreien Berechnungsmodule sowie die Möglichkeit, sich für einen Testzugang anzumelden, um auch die weiteren Module für die Berechnung, z.B. von Wellen, Zahnrädern, Wälzlagern oder Federn nutzen zu können (nähere Informationen finden Sie in dem Kapitel 2 „Anmeldung beim eAssistant“).

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Abbildung 27.13: Link zur Webseite

Hinweis: Bei der Registrierung für einen eAssistant-Testzugang erhalten Sie ein Passwort, mit dem Sie sich anschließend beim eAssistant anmelden können. Sie gelangen so in die Projektverwaltung. Auch hier finden Sie die kostenfreien Module in der Baumstruktur auf der linken Seite unter der Rubrik „Kostenfreie Module“. Nutzen Sie diese Module, wird Ihnen keine Zeit von Ihrem Zeitkonto abgebucht.

Für weitere Fragen, Informationen oder auch Anregungen stehen wir Ihnen jederzeit gern zur Verfügung. Sie erreichen unser Support-Team über die E-Mail eAssistant@gwj.de oder unter der Telefon-Nr. +49 (0) 531 129 399-0.